17. Januar 2018
„Geht es hier zum Rock am Stock?“, fragt eine ältere Dame. Im voll besetzten Veranstaltungssaal des AGAPLESION DIETRICH BONHOEFFER HAUS herrschte große Neugierde. Zum Jahresauftakt hatten Einrichtungsleiter Henning Krey und sein Team die Kabarettistin Jutta Lindner, besser bekannt als „Oma Frieda“, eingeladen.
Die freche Dame braucht nicht lange, um voll im Thema zu sein. Mit Struwwelkopf, kreisrunden Brillengläsern und violettem Kleidchen à la Hilde Becker flitzte sie auf die Bühne und entführte die Zuhörer in ihr Heimatbundesland: „Es Paula sein Sohn ist de Urgroßcousin zu de Mädsche von meine äldere Schwester“, giab sie einen Einblick in die kruden Verwandtschaftsverhältnisse im tiefen Saarland. „Bei uns ist jeder mit jedem verwandt. Oder verkracht. Oder beides“, witzelte sie. Wie gut, dass „es Frieda“ als 89-jährige Witwe mittlerweile Weihnachten so feiern kann, wie sie möchte. Zum Beispiel mit Freundin Lore auf Malle. Um bei Glühwein aus Eimern am Strand zu liegen, um über das vergangene Jahr zu reflektieren.
Das Fest der Liebe wird ihrer Meinung nach ohnehin überbewertet. Vor allem die Jagd nach Geschenken. „Das ist eine Völkerwanderung. Erst rennen die Schenkenden, dann die Beschenkten“, sagte sie über das Kaufen und Umtauschen von Präsenten. Beim neuen Brauch „Internet“ ließe man zumindest den Paketdienst in beide Richtungen für sich rennen und bleibe entspannt zu Hause. Dabei gibt es doch Geschenke, bei denen man im Grunde nichts falsch machen kann. Zum Beispiel, wenn man einen Hornhauthobel unter den Weihnachtsbaum legt. „Dann fühlt man sich so richtig geliebt.“
Beim „Abhängen“ am Strand machte Oma Frieda (O.M.A. steht für „Original mit Anspruch“) weitere Entdeckungen. Zum einen fand sie heraus, dass Niveau keine Hautcreme ist – und ertappte vier Jungs beim Sandburgbauen. „Einer steigt aus und ein anderer sagt: Ich mach mit, aber nur so, wie ich will“, und damit sprang sie vom Ballermann zur Bundestagswahl. Bei der SPD sei Martin Schulz zu Beginn des Jahres 2017 noch als Heilsbringer aus den Startlöchern geschossen.
„Er war eine Lichtgestalt, die Franz Beckenbauer wie ein Teelicht wirken lässt“, witzelte die wortfreche Großmutter. Doch schon eine entscheidende Wahl im Frühjahr habe den Abstieg der Sozialdemokraten vorausgesagt. Wo sie stattfand? Richtig, im Saarland.
„Wir sind nicht nur eine Maßeinheit. Wir sind das Maß aller Dinge – zumindest bei Natur- und Wahlkatastrophen“, zog „es Frieda“ auch die bildhaften Darstellungen, wenn ein Flächenbrand mit der Größe des kleinen Bundeslandes verglichen wird, durch den Kakao. Dabei habe das Land zwischen Pfalz und Frankreich so viel mehr zu bieten. Im Altenheim in Saarbrücken zum Beispiel lässt Oma Frieda als Plattenauflegererin (neudeutsch: DJ) regelmäßig die Fetzen fliegen. „Unsere 80-Plus-Partys sind gut besucht, da spielen wir die besten Hits aus den 30ern.“
„Fastnacht steht vor der Tür. Da wollten wir mit unseren Bewohnern gleich mal die närrische Zeit einleiten“, erklärte Henning Krey.