20. Juni 2019
Zufrieden kniet Henrik vor der grünen Blumenwiese. Der Achtjährige beäugt nochmal sein Werk aus Mohnblumen, Gänseblümchen, Distel, Pimpinelle und Thymian. Vorsichtig fädelt er einen Stil Petersilie zwischen die bunten Pflanzen – perfekt. Mit erwartungsfrohen, großen Augen überreicht er den Wildblumen- und Kräuterstrauß einer älteren Frau im Rollstuhl. Diese freut sich sehr. Einen ganz besonderen Platz werde der Strauß in ihrem Zimmer bekommen, verspricht sie dem Jungen.
Gepflückt hat Henrik die Pflanzen im Garten des AGAPLESION DIETRICH BONHOEFFER HAUS. Mit seinen Klassenkameraden der 2A besuchte er im Juni 2019 zwei Mal das Seniorenzentrum. Die Schillerschule hat damit die Garten-AG, eine Idee ihrer Lehrein und heutigen Schulleiterin Annette Wunder-Schönung, wiederbelebt. Weil die Grundschule im Herzen von Lampertheim keinen eigenen Garten besitzt, initiierte sie vor einigen Jahren eine Kooperation mit dem Pflegeheim. Als sie dann die Schulleitung übernahm, musste sie die AG aus Zeitgründen erst einmal aufgeben.
während ihre Zweitklässler durch den Garten des Bonhoeffer-Hauses wuseln. „Wir sind gerne hier“, bestätigt der achtjährige Samuel. Viele Familien haben keinen eigenen Garten und das Wissen der Kinder über die Pflanzen ist daher begrenzt. „Ist das Basilikum? Sind das Rosen?“, fragen die Schüler beim Anblick der Blumen und Kräuter. Neugierig löchern sie Lothar Heckele Fragen in den Bauch. Der Mitarbeiter im Betreuungsdienst begleitet das Projekt von Seiten des Seniorenzentrums. Umso wichtiger sei es, auch weiterhin die Natur an Grundschulen zu lehren, finden die Beteiligten.
Besonders wertvoll ist für die Schüler eine Kräuterspirale und ein Sinnesgarten. „Etwas mit allen Sinnen zu erleben ist viel nachhaltiger, als es nur in einem Buch zu lesen“, weiß Wunder-Schönung aus Erfahrung. Deshalb dürfen die Kinder fast alles anfassen, riechen und es manchmal auch schmecken. Die Kinder jedenfalls freut es. „Wir helfen auch gerne den älteren Menschen bei der Gartenarbeit“, versichert Alexander. Während die Stimmung beim ersten Besuch noch etwas distanziert gewesen sei, sind nun alle Kinder aufgetaut, gehen auf die Bewohner zu und unterhalten sich mit ihnen. Gemeinsam pflanzen sie Tomaten ein, ernten Obst und haben sogar schon einmal Marmelade eingekocht. Davon profitieren nicht nur die Zweitklässler. „Ein sehr schönes Zusammenkommen für Jung und Alt“, erzählt Pflegedienstleiterin Waltraud Feigl, „unsere Bewohner sind begeistert“. Besonders schön sei das für Kinder, die keine Großeltern mehr haben. „Und wir lernen dabei sogar was“, freuen sich die Schüler.