14. September 2018
Beginnt ein älterer Mensch einen Satz mit „Diese Jugend von heute ...“ schwant den Zuhörern nichts Gutes. Rund ein Dutzend Bewohner des AGAPLESION JOHANNES GUYOT HAUS haben jetzt aber einen sehr positiven Eindruck von den heutigen Jugendlichen gewonnen: Aufgeschlossen, zuvorkommend, freundlich und sehr kommunikativ zeigten sich 24 Schüler von der Heinrich-Böll-Schule bei einem gemeinsamen Kaffeenachmittag in der benachbarten Pflegeeinrichtung.
Die Schüler nehmen zurzeit am Wahlpflichtkurs „Benimm ist in“ teil, den ihre Lehrerin Christina Hantke in diesem Schuljahr erstmals angeboten hat. Im Unterricht setzten sie sich auch mit ihrem schlechten Image bei der alten Generation auseinander. Unzählige Fragen gingen ihnen durch den Kopf: Warum reagieren manche älteren Bürger unfreundlich, wenn sie auf junge Menschen treffen? Liegt es an der Kleidung, an der Sprache oder dem Auftreten? Sind die alten Menschen vielleicht sogar neidisch auf den Lebensstil und die Lebensqualität der Jugendlichen? Wie war das Leben als Jugendlicher früher?
Schnell war die Idee zu einem Erfahrungsaustausch mit Senioren im AGAPLESION JOHANNES GUYOT HAUS geboren. „Die Schüler waren extrem neugierig auf das Zusammentreffen mit den betagten Menschen“, berichtet Hantke. Die beteiligten Bewohner seien ebenso gespannt gewesen, sagen Doris Ramminger (Einrichtungsleitung), Andrea Berger (Pflegedienstleitung) und Urusla Braun (Betreuung). Aus dem anfänglichen Frage-Antwort-Spiel entwickelte sich schnell ein offenen Gespräch, das sich um die unterschiedlichsten Themen drehte. Dabei spielte die Nachkriegszeit eine besondere Rolle, denn in dieser erlebten die Senioren ihre eigene Jugend. Obwohl sie damals viele Entbehrungen hinnehmen mussten, sind sie im Rückblick mit ihrem Leben sehr zufrieden: „Wir wollten auf keinen Fall tauschen.“
Der Kaffeenachmittag, zu dem auch das Goldrandgeschirr aufgedeckt wurde, so wie man in früherer Zeiten das „gute Prozellan“ auf den Tisch stellte, um Gästen die Ehre zu erweisen, war geprägt von vielen bewegenden Momenten. Es zeigte sich, dass es zwar Unterschiede, aber auch viele Gemeinsamkeiten zwischen der früheren und der heutigen Jugend gibt. Durch die persönliche Begegnung entwickelten beide Seiten Verständnis füreinander und bauten Vorurteile ab – sofern es vorher überhaupt welche gegeben hatte. „Die Jugend von heute kann gerne öfter kommen, es war ein sehr abwechslungsreicher Nachmittag“, resümierten die Senioren.