10. Oktober 2019
Der Ehrentag wurde mit Gesang und Musik gefeiert. „Ich bin einfach eine Frohnatur und feiere sehr gerne“, beschreibt die Jubilarin ihr Lebenselexier, „mit Humor ist es im Leben nun mal einfacher.“
Sie wuchs mit zehn Geschwistern in der Hofreite Altlechtern auf. Der Schulanfang in der Hammelbacher Dorfschule richtete sich nach dem Sonnenaufgang. Schließlich kamen die Schüler zu Fuß – für Walburga und den kleineren Bruder bedeutete das täglich 30 Minuten Fußmarsch hin und auch wieder zurück. Als Wegstärkung gab es von der Mutter jeden Morgen ein Gläschen Holundersaft. Vielleicht haben diese Hausmittelchen aus der Natur zur Gesundheit der Jubilarin beigetragen.
Ihre Liebe für die Blumen und den Bauerngarten erwachte früh. Noch Jahrzehnte später erntete sie ihr eigenes Obst und Gemüse. Sie weckte ein, kochte Marmelade und Saft. In einem knappen Jahr hatte sie das Kochen während ihrer Ausbildung erlernt, dann begann der Krieg. Von ihrer Mutter übernahm sie später den kleinen Gasthof in Altlechtern, gemeinsam mit ihrem Ehemann Georg Regner war das Betreiben der Gaststätte ihr Lebenswerk. In der Küche verbrachte sie unzählige Lebensstunden. Inmitten der Odenwälder Natur hatte die Milch einen besonders guten Rahm, die Butter und der Käse wurden selbstgemacht. Walburga stand oft schon um drei Uhr in der Nacht auf, um frisches Bauernbrot zu backen. Sie war mit Herzblut Wirtin der Hofreite. Wanderer und Stammgäste kamen gerne hierher, nicht nur wegen der Hausmacher Spezialitäten – abgerundet durch einen selbstgebrannten Schnaps. Schmunzelnd erinnert sie Walburga Regner, dass für ihren eigenen „Klaren Schnaps“ meist pures Wasser eingeschenkt wurde. Schließlich wollte sie bis in die Nachtstunden ihre Gäste bewirten.
Walli, wie die Jubilarin genannt wird, singt leidenschaftlich gerne und spielte früher Mundharmonika. „Die Natur war mein Lehrer“, verweist sie auf ihre tief verwurzelte Lebensfreude. Walburga Regner verfasste auch so manche Liedtexte und Gedichte. In der Fürther Rentnergemeinschaft fand sie so eine besondere Heimat. Das Ehepaar konnte sein Publikum auch mit kleinen selbstgeschriebenen Theaterstücken begeistern.
Nach einem arbeitsreichen gemeinsamen Leben verstarb Georg Regner mit 89 Jahren. Vor elf Jahren entschied sich die Jubilarin nach einem Beinbruch für den Umzug ins AGAPLESION JOHANNES GUYOT HAUS. Hier freut sie sich immer, wenn Musiker und Sänger zu Gast sind und sie einstimmen kann. Sie ist noch immer geistig fidel und rege. So konnte sie gestern mit viel Freude und Humor im Gasthaus Altlechtern mit der Großfamilie und dann im Seniorenzentrum mit den Mitbewohnern feiern. Ihr Sohn Georg hat den Hof übernommen und seine Schwester Barbara zählt ebenso zu den Stützen der Jubilarin. Hinzu gekommen sind die vier Enkel und inzwischen sieben Urenkel.
Quelle: Odenwälder Zeitung, 10.10.2019