17. Mai 2022
Zuerst flattern Schmetterlinge über die Tischplatte, dann blühen Blumen, später tanzen Noten und Musik erklingt. Bilder, gemalt von alten Meistern lösen die schwirrenden Seifenblasen ab und auf einmal ruft das Personal: „Tor!“ Bewohnerinnen des Agaplesin Dietrich-Bonhoeffer-Hauses haben am Tisch sitzend bunte Seifenblasen zum Platzen gebracht und schieben nun beim nächsten Spiel den Fußball in das Tor.
Was wie Zauberei aussieht passiert dank einer Tovertafel, die die Dietmar Hopp Stiftung spendiert hat und deshalb neu im Seniorenzentrum in Betrieb ist. Auf die Hand- oder Armbewegungen der Heimbewohnerinnen reagieren die Symbole der Spiele und verändern ihre Position. Es gibt unterschiedliche Schwierigkeitsstufen. Der Wohnbereichsleiter Alexandros Vlastaras animiert eine Frau bestimmte Bildzeichen zu aktivieren. „Die Menschen mit Demenz werden dabei stimuliert und Erinnerungen an früher und positive Gefühle werden geweckt“, freut sich der Wohnbereichsleiter. Besonders in der Gruppe scheint den Beteiligten das Spiel Spaß zu machen.
Nicht nur den Bewohnerinnerinnen, auch das Personal ist mit Eifer dabei. Marion Engel ist Alltagsbegleiterin und unterstützt die Seniorinnen. Der Pflegemitarbeiter und die Betreuerinnen erläutern, dass diese Tovertafel ein buntes Leben in den Alltag bringe und die Lebensqualität der Frauen und Männer bereichere. Bianca Hein, die stellvertretende Betreuungsleiterin, erklärt die Aufbauweise: „An der Zimmerdecke sind die Tovertafel und ein Beamer angebracht.“ Sie zückt die Fernbedienung, klickt das Menü an und lässt den Beamer einige Spiele auf die Tischplatte projizieren. „Wir müssen noch eine größere Platte organisieren, auf der die großen Bilder optimal zu sehen sind“, sagt der Pflegedienstleiter Ramu Kumar. Diese Tafel mit ihren Darstellungen stelle für die Spielenden eine kognitive Herausforderung dar. Besonders freuten sich das Personal und die Bewohnerinnen und Bewohner, dass sie nun wieder beieinander sitzen und spielen können.
Die Geselligkeit habe während der Corona-Pandemie sehr gefehlt, betont Ramu Kumar. Selbst wenn man meine, dass manche Bewohnerin still am Tisch sitze, bemerke das Personal während der Spielzeit doch eine Regung. Das sei ein Fortschritt, ist sich Kumar sicher. Die Aufwärtsentwicklung könne so interpretiert werden: „Das ist etwas für mich, das spricht mich an.“ Darum brächte der Einsatz der Tovertafel Glücksgefühle im Bereich Pflege. „Die Dietmar Hopp Stiftung spendet Tovertafeln im Rahmen der Förderaktion „Greifbares Glück – Menschen mit Demenz spielerisch aktivieren“, weiß Bianca Hein.
Text & Bild: Rosi Israel, Südhessen Morgen