Gemeinsam gegen Einsamkeit

17. April 2024

Das AGAPLESION SIMEONSTIFT in Hainburg fördert Projekte gegen Einsamkeit und wünscht sich Besuchspatenschaften.

Von Einsamkeit sind laut Statistik mehr als vier Millionen der über 65-Jährigen betroffen. So stand dieses Thema jetzt im Mittelpunkt der zweiten Veranstaltung des Ethikcafés, das Anfang des Jahres im AGAPLESION SIMEONSTIFT in Hainburg installiert wurde. Alle Interessierten sind einmal im Quartal zum Austausch und zur Verständigung eingeladen; mit dabei diesmal Werner Böck, Vorsitzender des Hessischen Diakonievereins, Ralph Gabelin von der Ambulanten Ethikberatung Hessen, Monika Schulz, Koordinatorin der Hospizgruppe Seligenstadt und Umgebung, sowie Ehrenamtliche aus dem Besuchsdienst.

Niederschwelliges Angebot
„Ziel ist es,“ erläutert Mareike Tisch, Ethikbeauftragte der Einrichtung, „ein niederschwelliges und gleichzeitig interdisziplinäres Angebot zu etablieren, das ethische Fragen, die im Alter noch einmal eine besondere Rolle spielen, aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.“

Einsamkeit, da waren sich alle in der Runde einig, ist eine individuelle Empfindung, die als Missverhältnis zwischen gewünschten und tatsächlichen Beziehungen definiert werden kann. Dabei geht es weniger um Quantität als um Qualität. Einsamkeit zieht sich durch alle Altersgruppen, nur im Alter wird es schwieriger, neue Beziehungen zu knüpfen. Freunde und Bekannte versterben, Familienangehörige fehlen oder wohnen entfernt, die Einschränkungen werden größer, die Teilhabemöglichkeiten geringer. Vielen fällt es schwer, um Hilfe zu bitten, weil sie Angst haben, ihre Autonomie zu verlieren. Dazu hat jedes Leben seine eigene Biografie.

Reaktion auf den gesellschaftlichen Wandel
Mit der Förderung einer wachsenden Zahl von Projekten gegen die Einsamkeit soll auf die alternde Gesellschaft und den gesellschaftlichen Wandel reagiert werden. Es gilt ein besseres Miteinander und bessere Rahmenbedingungen für Selbsthilfe im Alter zu schaffen. Dabei muss der Wunsch alleine zu sein oder sich zurückziehen zu dürfen ebenso respektiert werden.

Das AGAPLESION SIMEONSTIFT bietet eine Vielzahl von Veranstaltungen, die zum Wohlbefinden beitragen und der Einsamkeit entgegenwirken sollen. Das Angebot orientiert sich an den Wünschen der Bewohner.

So gibt es seit November 2023 beispielsweise einen Stammtisch und eine Skatrunde für Männer, weil sie sich untereinander austauschen möchten. Die Begleitung des letzten Lebenswegs ist bei den Mitgliedern der Hospizgruppe Seligenstadt in besten Händen. Etwas Sorgen bereiten Mareike Tisch die Menschen, die keine Kontakte haben, an den Angeboten nicht mehr teilhaben können, aber noch nicht in der letzten Lebensphase angekommen sind.

Kleine Momente des Glücks
„Wünschenswert wäre es, für jeden eine Besuchspatenschaft zu haben. Es ist immer wieder berührend zu sehen, wie unsere Bewohner kleine Momente des Glücks erleben, wenn sie persönliche Zuwendung erfahren. Wir freuen uns darum, dass wir nach der Pandemiephase wieder mehr als 30 Ehrenamtliche in diesem Bereich zählen.“

Der Bedarf ist aber höher, denn es muss auch zwischenmenschlich stimmen. Darum wird weiter um Besuchspaten geworben, für die es mit Schulungen, Supervision und Gesprächsmöglichkeiten in schwierigen Situationen Unterstützung in vielerlei Hinsicht gibt. Über eine App sollen demnächst zusätzliche generationenübergreifende Kontaktmöglichkeiten geschaffen werden. Sie ist derzeit in Arbeit.

Das nächste Ethikcafé im Hainburger AGAPLESION SIMEONSTIFT befasst sich am 22. Mai mit dem Thema „Interkulturalität als Herausforderung“.

Text: Kordula Egenolf

Ethikcafé

Ethikcafé im AGAPLESION SIMEONSTIFT: niederschwelliges, interdisziplinäres Angebot etablieren. Foto: Axel Hampe