04. April 2017
Die Presse berichtete: Einer der unbestreitbar größten Verdienste Martin Luthers ist seine Bibelübersetzung. Deshalb zeigte das AGAPLESION SOPHIENSTIFT im 500. Jubiläumsjahr der Reformation nun eine Ausstellung mit „Lutherbibeln aus den vergangenen 500 Jahren“. Die Exponate sind Leihgaben von Pfarrer Dr. Martin Zentgraf, dem Vorsitzenden des Hessischen Diakonievereins.
Nach der Begrüßung der Gäste durch Einrichtungsleiter Carlos de la Fuente berichtete Zentgraf in einem bebilderten Einführungsvortrag zunächst von einer reich illuminierten Bibel, die um 1150 im Skriptorium des Frankenthaler Augustiner-Chorherrenstifts entstanden war. Da das Stift von dem Wormser Ministerialen Erkenbert (Eckenbert) gegründet und die kostbare Bibel später lange im Wormser Liebfrauenstift aufbewahrt wurde, spricht man auch von der Worms-Frankenthaler Bibel. Sie wurde 1720 an die British Library in London verkauft.
Worms sei also schon immer ein zentraler Ort gewesen, was Bibeln betrifft. Immerhin habe Luther das Neue Testament, das sogenannte September-Testament, nach seiner Flucht aus Worms auf der Wartburg übersetzt und 1522 beendet.
Eine Vollbibel von Luther, illustriert von Lukas Cranach, erschien erst 1534 in Wittenberg. Luther sei nicht der Erste gewesen, der die Bibel ins Deutsche übertragen habe, führte Zentgraf aus, doch habe er sie als Erster aus den Originalsprachen Hebräisch und Griechisch übersetzt. Vor allem aber habe er damit ein überregionales Deutsch entwickelt, das bis heute unsere Sprache präge.
Als Wormser Bibel ist eine Kombination aus den bereits publizierten Teilen der Zürcher und der Luther-Bibel bekannt, die schon 1529 von Peter Schöffer d. J. in Worms gedruckt wurde. Schöffer verwendete dabei auch die Prophetenübersetzung von Hans Denck und Ludwig Hätzer, die zwei Jahre zuvor in Worms entstanden war. Die Holzschnitte zur Wormser Bibel stammen von dem gebürtigen Wormser Anton Woensam, der damals als Illustrator in Köln tätig war.
Zentgraf hatte auch eine reich verzierte Seite aus einem Original-Stundenbüchlein mitgebracht, zeigte Bilder von prachtvollen Bibeln, die sich Fürsten kolorieren ließen, wie auch ein Beispiel für die später sehr beliebten Familienbibeln, in denen der Stammbaum eingetragen werden konnte. Er verwies auf Künstler religiöser Themen wie Matthäus Merian und Julius Schnorr von Carolsfeld, später Rembrandt und Rubens und in jüngerer Zeit auf Chagall, Dalí und van Gogh.
Weil aber die Musik in der Reformationszeit eine noch größere Rolle spielte als die Malerei, sang die Zuhörerschaft, begleitet von Karl Hass am Klavier, „Ein feste Burg ist unser Gott“ und hörte danach den Choral in einer Vertonung von Bach.
In der Ausstellung waren Kopien und teilweise auch Originale der von Martin Zentgraf erläuterten Werke zu betrachten. Ferner wurden Faksimiles der Worms-Frankenthaler Bibel, Darstellungen aus dem Leben Luthers sowie Gemälde des Reformators, von Johann Sebastian Bach und von Heinrich Schütz gezeigt. Das älteste Stück der Sammlung war eine nach Themen geordnete Bibel aus dem Jahr 1581.
Quelle: Ulrike Schäfer in Wormser Zeitung, 18.03.2017