16. Juli 2024
Auf sechs Jahrzehnte erfolgreicher Arbeit können nicht viele Senioreneinrichtungen im Kreis Offenbach zurückblicken, denn erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelten sich Alten- und Pflegeheime in ihrer heutigen Form. Der Frankfurter Kaufmann und Pietist Hermann Kaiser gründete 1959 die Simeonstift-GmbH, um sein Vermögen für das Gemeinwohl einzusetzen. Errichtet wurde ein sogenanntes Feierabendhaus mit etwa 100 Plätzen. 1964 bezogen die ersten Bewohner die Anlage mit dem Hans-Giebner-Haus und 30 Bungalows, die als sogenanntes „Klein-Krotzenburger Modell“ Vorzeigecharakter hatte.
Seitdem hat die Einrichtung mehrfach nicht nur ihr Äußeres verändert. Seit 2010 befindet sie sich unter dem Dach des christlichen Gesundheitskonzerns AGAPLESION gAG. In diesem Jahr wurde gleichzeitig der Grundstein für ein neues Gebäude gelegt, das 2012 in Betrieb ging. In der einladend gestalteten Wohnanlage, die sich an den aktuellen Pflegeanforderungen ausrichtet, finden 164 ältere Menschen ein Zuhause.
Unverändert geblieben ist das Credo des Hauses: Der Mensch steht im Mittelpunkt. Er soll sich wohlfühlen mit Körper, Geist und Seele. Dazu gibt es neben dem qualitativ hohen pflegerischen Engagement ein breit gefächertes Freizeitangebot von Ausflügen über das Ethikcafé bis zum Online-Projekt „Connecting Generations“. Hohe Priorität hat die enge Vernetzung mit unterschiedlichen Partnern, seien es Kommune, Kirchen oder die vielen Ehrenamtlichen. Nur in diesem selbstverständlichen Miteinander gelingt es, auf die speziellen Bedarfe der Senioren einzugehen. Dieser Anspruch spiegelte sich nicht nur im Festprogramm, sondern auch beim Jubiläumsempfang mit seiner Gästevielfalt wider.
Die Begrüßung übernahmen Birgit Strack, Geschäftsführerin der HDV gGmbH, und Daniela Brückner, Leiterin des AGAPLESION SIMEONSTIFTS. Sie ist bereits seit 1988 in der Einrichtung beschäftigt. „Ohne unsere Mitarbeiter wären wir nichts“, bedankte sie sich in sehr bewegenden Worten, die deutlich machten, mit wie viel Herzblut sie seit über 35 Jahren dabei ist: „Das Vermächtnis von Hermann Kaiser ist uns allen eine Verpflichtung. Ich selbst möchte nichts anderes machen.“
Pfarrer Werner Böck, Vorstandsvorsitzender im Hessischen Diakonieverein, stellte in seinem geistlichen Impuls das Symbol des Jubiläumsjahres, eine kleine goldene Ente ausgestattet mit der Schwesternschaftsbrosche der Diakonie in den Mittelpunkt. „Es ist gut gewählt, denn die Ente ist ein Krafttier,“ erläuterte er, „sie ist anpassungsfähig und vielseitig, sie zeichnet sich durch Leichtigkeit und Hingabe aus. Das entspricht dem diakonischen Ansatz in der Pflege.“ Der Vorstandsvorsitzende der AGAPLESION gAG, Dr. Markus Horneber, erklärte beeindruckt: „Hier strahlt nicht nur die Fassade, ein Strahlen durchzieht die gesamte Einrichtung. Die Leidenschaft für die Menschen wird spürbar, aber das Haus gehörte auch zu den ersten die 2002 das Qualitätsmanagement eingeführt haben.“
Dr. Martin Zentgraf, Gesellschafter im Hessischen Diakonieverein, erinnerte an schwierige Zeiten beim Trägerwechsel, in denen er vorübergehend Einrichtungsleiter war, aber auch an die gute Zusammenarbeit, unter anderem mit den lokalen Behörden. Landrat Oliver Quilling hob das Motto des Jubiläumsjahrs „#60undMEHR“ hervor: „Es ist vorbildlich, dass sich das Simeonstift bereits heute mit den Herausforderungen von morgen auseinandersetzt und mit Blick auf den steigenden Pflegebedarf Lösungsansätze entwickelt.“
Welche Aufgaben es in der Pflege künftig zu bewältigen gilt, stellte Sonja Driebold, Abteilungsleiterin der Diakonie Hessen, in dem abschließenden Fachvortrag ausführlich dar. Clemens Bittlinger gab dem Fest mit seiner Gitarre musikalisch einen besonderen Rahmen, in dem er die Gäste mehrfach zum gemeinsamen Singen aufforderte. Zum Wochenende waren alle zum großen Jubiläumsfest eingeladen. Neben einem ökumenischen Festgottesdienst gab es kulinarische Leckereien, ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm und die Möglichkeit bei einer Entdeckertour die Einrichtung kennenzulernen.
Text: Kordula Egenolf
Quellenangabe: Offenbach-Post vom 16.07.2024, Seite 27