04. März 2020
Schon zu Lebzeiten hatte Horst Franke immer gesagt, dass er dem Haus Johannes einen Teil seines Nachlasses vermachen wolle. Im Dezmeber 2019 verstarb der Pfarrer im Alter von 92 Jahren und hinterließ dem Pflegeheim 20.000 Euro.
Heimleiterin Ute Büchler, die Mitarbeitenden und auch die Bewohner erinnern sich gerne an den großzügigen Erblasser. 2007 war er mit seiner Frau Anny in das Haus Johannes gezogen. Beide fanden hier ein neues Zuhause, Anny Franke war schwer pflegebdürftig und verstarb 2016. Franke selbst war bis zu seinem Tod fit und agil. Er fuhr Auto „und zum Schrecken aller“ auch noch E-Bike, berichtet Ute Büchler. Noch mit 90 Jahren sei er regelmäßig verreist, sogar bis nach Norwegen. Auch Konzerte besuchte er gerne.
Viel über Frankes Leben weiß sein Nachlassverwalter, der Kirchenmusikdirektor Jörg Wöltche. Horst Franke wurd 1927 in Berlin geboren. Er war 15 Jahre alt, als er seinen Vater in den Krieg verabschiedete, aus dem dieser nicht mehr zurückkam. Nach der Volksschule absolvierte Franke zunächst eine Bäckerlehre, bevor er zur Nationalen Volksarmee der DDR eingezogen und als Grenzschützer eingesetzt wurde – mit dem Auftrag, auf Flüchtlinge zu schießen. Diesen Schießbefehl verweigerte er und wurde deswegen zu dreimal 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Während der Haft erkrankte er schwer und gab sich das Versprechen: „Wenn ich hier lebend rauskomme, dann werde ich Pfarrer.“ Insgesamt acht Jahre saß er in Bautzen und Thorgau, bevor er in den 1950er-Jahren von der Bundesregierung unter Konrad Adenauer freigekauft wurde. Und tatsächlich: Franke studierte evangelische Theologie.
Als Jugendanwärter begann er im evangelischen Dekanat Dreieich, es folgten Stationen in Offenbach-Bürgel, Hering-Hassenroth und Jugenheim. Franke war auch der Initiator der „Kirche im Grünen“. An diesen Freiluftveranstaltungen nahmen in den 1970er-Jahren rund 30.000 Menschen teil. Eine wurde sogar als Eurovisionssendung übertragen. Als Pfarrer legte er den Schwerpunkt auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Was macht das Haus Johannes mit dem unverhofften Geldsegen?
Ganz konkret ist die Verwendung noch nicht. Eine Idee besteht darin, dass das diesjährige Sommerfest für die rund 150 Mitarbeitenden des Hauses in diesem Jahr etwas größer ausfallen könnte. Denn es war der ausdrückliche Wunsch von Pfarrer Horst Franke, dass die Beschäftigten mit in den Genuss seines Erbes kommen. Er habe deren Arbeit sehr wertgeschätzt, bestätigen alle.
Wahrscheinlich wird der Großteil des Vermächtnisses in den Bereich „Junge Pflege“ investiert, so Büchler. Immer mehr Menschen ab 50 leiden an demenziellen Erkrankungen – Menschen, die noch voll im Berufsleben standen und die eigentlich noch zu „jung“ sind für die Aufnahme in ein Seniorenpflegeheim. Wenn sie zu Hause nicht mehr betreut werden können, bietet ihnen das Haus Johannes einen Pflegeplatz. Doch auch sie sollen sich wohlfühlen, entsprechend gefordert und gefördert werden. Was gibt es für Möglichkeiten? Vielleicht wird eine kleine Werkstatteinrichtung angeschafft.
Quelle: Astrid Wagner Wagner, in: Stakenburger Echo, 04.03.2020