18. Januar 2024
Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) wird für Jugendliche und junge Erwachsene angeboten, die die Vollzeitschulpflicht bereits erfüllt haben und noch nicht ihren 27. Geburtstag feierten. Die Rahmenbedingungen für das Freiwillige Soziale Jahr sind im Jugendfreiwilligendienstgesetz niedergelegt.
Einsatzstellen können beispielsweise sein, ein Krankenhaus, ein Alten- und Pflegeheim, ein ambulanter Pflege- oder Sozialdienst, eine Denkmalpflegebehörde oder ein Denkmalpflegeverein, eine Gedenkstätte, ein Sportverein, Sportverband, ein Kindergarten oder eine Kindertagesstätte, eine Einrichtung für Menschen mit einer Behinderung, ein Sanitäts- und Rettungsdienst, eine Kirchengemeinde. Ziel der Freiwilligenarbeit mit Seniorinnen und Senioren ist es, ältere Menschen aus ihrem eintönigen Alltag zu holen und ihnen durch Unterhaltung, Pflege und Wertschätzung einen schönen und würdevollen Lebensabend zu schenken. Carlos Noguera hat sich für ein FSJ im Alten- und Pflegeheim AGAPLESION THOMAS MORUS HAUS in Assmannshausen entschieden. Und das mit Freude, was Anerkennung und Lob erntet.
Damit ältere Menschen sowohl körperlich als auch geistig aktiv bleiben, ist eine voll umfassende Pflege und Gesellschaft enorm wichtig. Auch FSJler können hier einen wesentlichen Beitrag leisten und mit ihrer Fürsorge und Aufmerksamkeit den älteren Menschen einen glücklichen Lebensabend schenken. Es gilt, die Pflegekräfte bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Den Heimbewohnern beim Essen zu helfen oder Freizeitangebote zu gestalten, wie zum Beispiel gemeinsam basteln oder spazieren gehen. Oder die Seniorinnen und Senioren mit Musik zu erfreuen, wie es Carlos aus Lorch tut. Das FSJ bringt ihm Menschenkenntnis, Gewinn an Selbstbewusstsein, einen Einblick in die Abläufe einer medizinischen/sozialen Einrichtung, gegebenenfalls Aus- oder Weiterbildungsmöglichkeiten und praktische Erfahrung in einem sozialen Beruf.
Was hat Carlos Noguera zum FSJ im Alten- und Pflegeheim AGAPLESION THOMAS MORUS HAUS bewegt, was sind seine Eindrücke, seine Aufgaben, was sind seine Erfahrungen und wird er vielleicht in einer solchen Einrichtung einmal eine Ausbildungsstelle annehmen? Wir haben ihn gefragt!
Carlos Noguera: „Im Sommer 2023 habe ich mein Abitur an der Rheingauschule in Geisenheim absolviert. Nach diesem letzten Jahr war mir bewusst, dass ich jetzt etwas anderes machen wollte, etwas anderes als dieses sture Lernen in der Schule. Und ein Freiwilliges Soziales Jahr, ein Jahr für sich selbst und insbesondere für andere, bietet in dieser Hinsicht eine tolle Möglichkeit, sich ein Jahr lang sozial zu engagieren, anderen Menschen zu helfen, und auch einmal einen anderen Teil des Lebens kennenzulernen als den, den man zum Beispiel aus der Schule kennt. Ich habe mich zudem schon immer gerne mit Menschen beschäftigt und es hat mir schon immer viel Freude bereitet mich sozial zu engagieren und anderen damit eine Freude zu bereiten. So war ich vor meinem FSJ auch viele Jahre lang bei Advents- und Weihnachtfeiern im AGAPLESION THOMAS MORUS HAUS zu Besuch, um den Bewohnern mit meinem Klavierspiel eine Freude zu bereiten. Daher habe ich mich entschieden ein FSJ dort zu absolvieren, um den Arbeitsalltag bei der Arbeit mit alten und pflegebedürftigen Menschen kennenzulernen.
Ich habe mich dazu entschieden, mein FSJ im Arbeitsbereich der Sozialen Betreuung zu absolvieren. Ein kleines Team von Mitarbeitern begleitet die Bewohner des Hauses durch den Tag und stellt jede Woche ein Programm mit Aktivitäten und Unterhaltung auf die Beine, zum Beispiel Morgengymnastik, Gedächtnistraining, Zeitungsrunde, Spielerunde etc. Ich begleite Bewohner, die Hilfe benötigen, zu den Aktivitäten und bringe sie danach wieder in ihren Wohnbereich zurück.
Neben den „größeren“ Veranstaltungen, gibt es für mich noch viele weitere Möglichkeiten, die Bewohner mit verschiedenen Aktivitäten, Unternehmungen und kleinen Unterhaltungen durch den Tag zu begleiten und diesen für sie etwas schöner zu gestalten. Da ich musikbegeistert bin, macht es mir besondere Freude, für die Bewohner zu musizieren und mit ihnen zu singen. Sei es beim gemeinsamen Singen und Musizieren oder bei einem reinen musikalischen Vorspiel von mir, die Bewohner genießen die Musik immer sehr. So biete ich zum Beispiel zweimal in der Woche nachmittags auch selbst einen Programmpunkt an, nämlich ein Klavierkonzert. Neben dem Klavier spiele ich jedoch auch noch zwei weitere Instrumente, nämlich Gitarre und Akkordeon. Diese eignen sich besonders, um Bewohner auf ihren Zimmern oder auf dem Wohnbereich zu besuchen und ihnen dort etwas vorzuspielen oder gemeinsam mit ihnen zu musizieren. Denn im Thomas Morus Haus gibt es leider zunehmend mehr Bewohner, die ihr Zimmer und den Wohnbereich aufgrund ihrer körperlichen Einschränkung nur noch sehr selten verlassen und so gut wie keine unserer Angebote besuchen können.“
Wie Carlos Noguera weiter betont, „gibt es im AGAPLESION THOMAS MORUS HAUS Bewohner mit unterschiedlichen sowohl körperlichen als auch geistigen Einschränkungen, doch Musik ist etwas, dass alle Menschen erreicht, sowohl die noch etwas fitteren, als auch die schon erheblich eingeschränkten Bewohner. Es ist für mich berührend zu sehen, wie sehr sie sich über meine Musik freuen.“ Neben Musik gebe es für ihn jedoch auch noch viele andere Möglichkeiten, sich mit den Bewohnern zu beschäftigen, insbesondere mit den noch etwas fitteren Bewohnern. „Mit einigen gehe ich spazieren, mit anderen spiele ich Gesellschaftsspiele und andere mögen es einfach nur, wenn ich sie mal auf ihrem Zimmer besuche, um ihnen etwas Gesellschaft zu leisten und mit ihnen zu erzählen. Diese Gespräche sind oft auch für mich sehr interessant, denn ich erfahre viel darüber, wie die Bewohner – viele noch zu Zeiten des 2. Weltkriegs- aufgewachsen sind, wie ihr Leben verlaufen ist und was sie bewegt. Oft schauen wir auch zusammen alte Fotos an. Besonders spannend ist es für mich, wenn die Bewohner aus meiner Heimatstadt Lorch kommen und von alten Zeiten erzählen. Wenn ich höre, was diese Menschen erlebt haben, dann erscheinen mir einige vermeintlich große Probleme plötzlich ganz klein. Neben vielen fröhlichen Momenten gibt es auch nachdenkliche und traurige Momente, die mich nachhause begleiten und weiter beschäftigen.“
Die Arbeit im AGAPLESION THOMAS MORUS HAUS macht Carlos Noguera unheimlich Spaß, denn er merkt, wie sehr die Bewohner es schätzen, dass er Zeit mit ihnen verbringt. „Und ich denke, sie merken auch, dass ich dies gerne tue. Ich selbst habe gemerkt, dass mir die Arbeit mit alten Menschen sehr liegt und ich auf jeden Fall auch in Zukunft mit Menschen arbeiten möchte. Ich plane, nach meinem FSJ Psychologie zu studieren. Dass es mir im AGAPLESION THOMAS MORUS HAUS so gut gefällt, liegt auch an dem tollen Team und meiner Betreuerin Sabine Gotta, die mich mit offenen Armen empfangen haben und immer ansprechbar sind, wenn ich Fragen haben sollte. Ich fühle mich dort einfach wohl und hätte es nicht besser treffen können.“ Abschließend sagt Carlos Noguera: „Insgesamt habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich im FSJ nicht nur anderen Menschen etwas von meiner Zeit schenke, sondern dass ich selbst mindestens genauso viel, wenn nicht mehr, zurückbekomme. Ich denke, es gibt nicht viele Berufe auf der Welt wie diesen, wo die Menschen einem so von Herzen dankbar sind für das, was man tut. Inzwischen habe ich beschlossen, mein FSJ (ursprünglich geplant waren sechs Monate) zu verlängern und freue mich auf viele weitere bereichernde Begegnungen und Erlebnisse.
Text + Bilder: av